Unsere Arbeit orientiert sich an den Grundsätzen feministischer Mädchen*arbeit

1. Parteilichkeit
Wir stehen an der Seite der Mädchen*. Wir nehmen sie wahr und ernst mit ihren Stärken und Schwächen. Wir setzen an dem an, was die Mädchen* mitbringen. Wir begleiten kritisch, indem wir Konsequenzen aufzeigen. Wir akzeptieren die Entscheidungen der Mädchen*, ohne dass dadurch die Beziehung in Frage gestellt wird. Wir bestärken Mädchen* zu erkennen, dass ihr empfundenes Scheitern auch gesellschaftliche Gründe hat.

2. Mädchenrechte
Wir setzen uns in Gremien und gesellschaftlich für mädchen*politische BElange ein. Wir ermöglichen Mädchen* wahrzunehmen, welches ihre Interessen und Wünsche sind. Wir bieten einen RAhmen, in dem Mädchen* ausprobieren, für ihre Rechte einzutreten und ihre Umgebung mitzugestalten.

3. Frei-Raum
Wir schaffen Räume und Möglichkeiten, um ein großes Spektrum von Verhaltensweisen auszuprobieren und zugänglich zu machen. Wir bieten Mädchen* Räume, die sicher genug sind, um neue Erfahrungen zu machen, und in denen sie ihre Stärke erfahren können. Wir treten ein für ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben für Mädchen* und Frauen. Unsere Räume können Rückzugsräume im Alltag sein. Wir schaffen einen Raum, der weitgehend frei ist von Zuschreibungen, und sehen darin die Chance, ein positives weibliches Selbstverständnis zu entwickeln.

4. Kritik am modernen Patriarchat
Wir kritisieren, dass Frauen* und Mädchen* männliche Werte, Eigenschaften und Verhaltensweisen höher bewerten und damit männliche Machtstrukturen fördern. Wir setzen uns dafür ein, offensichtliche und versteckte Diskreminierungen von Mädchen* und Frauen* aufzudecken und neue, gleichberechtigte Lebensrealitäten zu schaffen.

BAG Autonome Mädchenhäuser – Orte für feministische Mädchen*arbeit

Die, in der BAG Autonome Mädchenhäuser – Orte für feministische Mädchen*arbeit, organisierten Mädchenhäuser bieten Entwicklungs-, Schutz- und Erfahrungsräume für Mädchen* und junge Frauen*. Unter einem Dach vereinen sie verschiedene Angebote der Jugendhilfe. Auf diese Weise bieten sie Hilfe, Begleitung und Unterstützung für Mädchen* und junge Frauen* in allen Lebenslagen.

Die Mitgliedorganisationen sind in autonomer Trägerschaft und teilen eine parteilich-feministische Arbeitsweise. Mädchen*arbeit hat hier somit immer eine gesellschaftskritische Dimension. Grundlage der Arbeit ist ein kritischer und feministischer Blick auf diskriminierende Machtstrukturen in der Gesellschaft und entsprechende Geschlechterrollenzuschreibungen. Die stetige Weiterentwicklung von Konzepten ist eine Voraussetzung für die Qualität der Arbeit und eine Antwort auf die vielfältigen Lebensrealitäten von Mädchen* und jungen Frauen*. Somit sind die Mädchenhäuser der Mitgliedsorganisationen Orte feministischer, antirassistischer, und herrschafts- und patriarchatskritischer Auseinandersetzung, mit dem Ziel emanzipatorischer Veränderung.

Allen Mitgliedsorganisationen ist gemeinsam, dass sie durch ihre pädagogische und therapeutische Arbeit Mädchen* und junge Frauen* auf ihrem Weg in eine selbstbestimmte Lebensweise unterstützen. Neben der Kategorie „Mädchen*“ beziehen die autonomen Mädchenhäuser u.a. auch Herkunft, sozialen Status, Bildungszugänge, Gesundheit und sexuelle Orientierung in die gesellschaftspolitische Arbeit mit ein. Dies entspricht einem intersektionalen Blick, der die gleichzeitige Betroffenheit von unterschiedlichen Formen von Diskriminierung als ineinander verflochten begreift.

Grundlage der pädagogischen Arbeit in den autonomen Mädchenhäusern ist die Beziehungsarbeit, daher sind die Mitarbeiterinnen* mit ihrer Haltung und der Vielfalt ihrer Lebensentwürfe immer auch Vorbilder für die Mädchen* und jungen Frauen*. Dementsprechend sind Mitgliedsorganisationen bemüht gesellschaftliche Vielfalt auch in den Teams abzubilden. Sie sehen ihren Auftrag neben der individuellen Hilfe auch in der Veränderung von gesellschaftlichen und strukturellen Lebensbedingungen von Mädchen* und jungen Frauen*. In diesem Sinne betreiben die Mädchenhäuser der Mitgliedsorganisationen Lobbyarbeit für Mädchen* und junge Frauen*, indem sie deren Belange sichtbar machen und ihre Rechte stärken. Gremien- und Netzwerkarbeit, öffentlichkeitswirksame Aktionen und Stellungnahmen sind daher zentraler Bestandteil ihrer Arbeit. Ihr Ziel ist es, statt stereotyper Zuschreibungen die Vielfalt von „Mädchen*-Sein“ aufzuzeigen. Somit gehen die Mitgliedsorganisationen davon aus, dass der Bezug auf die Kategorie Mädchen* in einer pädagogisch-emanzipatorischen Arbeit notwendig ist, solange Menschen aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse wegen ihres Geschlechtes diskriminiert werden.

Arbeitsbereiche von Mädchenhäusern können sein:

Beratung: kostenlos, anonym, freiwillig, zeitnah, unbürokratisch

Zuflucht: stationäre Schutz- und Kriseneinrichtungen

Offene Mädchen*arbeit: niedrigschwellige, Freizeit-, Bildungs- und Präventionsangebote

Wohnen: betreute, teilbetreute, stationäre Wohnangebote für Einzelne u. Gruppen, teilweise mit thematischen Schwerpunkten.

Ambulante Hilfen: Flexible und aufsuchende Betreuungs- und Unterstützungsangebote im Wohn- und Lebensumfeld.

Therapie: längerfristig angelegte psychotherapeutische Angebote.

Hort: feste Gruppe mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Freizeit

Fortbildung/Fachberatung: Für Multiplikator_innen zu mädchenspezifischen Themen.